Ich sitze auf einem RennMotorrad und fahre hoch über den Wolken in Richtung Horizont.
Plötzlich schiebt ein lauter, dumpfer Knall eine Druckwelle von unten vor sich her, die ganze Erde dort unter den Wolken brennt und kurz darauf darauf beginnt der gesamte Planet in ein bodenloses Loch zu fallen.
Ich biege sofort ab, nehme die erstbeste Straße, die wie ein gespannter Faden senkrecht und geradeaus zum glühenden Feuerball hinab führt, beeile mich und hole das letzte bisschen Leistung aus dem Motor heraus, kurz bevor es ihn gewiss zerlegt und rausche senkrecht wie eine Rakete durch die Wolken zum Boden. Der peitschende Fahrtwind treibt mir Tränen aus meinen ungeschützten Augen wie eine Viehherde streng in Richtung meiner Ohren und ist so laut, dass ich eigentlich nichts außer dem prasselnden Rauschen hören kann.
Doch ständig nehme ich Stimmen von betrunkenen Menschen am Straßenrand wahr, mit Alkohol in der einen, und einem /-r Bettgefährten /-in aus dem Katalog in der anderen Hand, die mir übelst hinterher grölen, durchsetzt mit Vorwürfen, ich würde meine Arbeit nicht vernünftig erledigen, dass man so doch nicht Motorrad fährt, wo ich denn solange gesteckt habe, warum ich denn nicht schneller fahre und dass ich faul den ganzen Tag mit unnötigen Sachen vertrödel.
Alle Anzeigeinstrumente sind im roten Bereich oder sprengen sogar die Skala, das Glas eins der Instrumente ist bereits geplatzt. Ich kann nicht mehr erkennen, was es angezeigt hat und ich bin mir sicher: "Wenn ich noch ein kleines bisschen mehr Gas gebe, dann explodiert sofort die Maschine und ich verbrenne auf ihr binnen Sekunden."
Allmählich hole ich den fallenden Planeten ein. Weil ich mich immer krampfhafter auf dem Motorrad festhalte, beginnen meine Arme und Beine zu schmerzen, sowie Nacken- und Schultermuskeln, die verhindern, dass der Fahrtwind mir den Kopf abreist. Verärgert stellen sich die ersten Leute auf die Straße, winken mit ihren Fäusten und versuchen mich damit oder auch manchmal mit Baseballschlägern, Schaufeln, Tischen oder Stühlen vom Motorrad zu schlagen und fahren mit ihren Vorwürfen fort, ich würde mir absichtlich Zeit lassen, um sie sterben zu lassen und dass ich dafür auf ewig in der Hölle schmoren soll!
Ich schaffe es bei der Geschwindigkeit, den meisten ganz knapp auszuweichen, viele erwischen mich aber dennoch ganz knapp, streifen mich an Schulter, Wange und Beinen. Spitze, dünne Klingen ziehen tiefe Furchen durch meinen Körper, manchmal bis auf die Knochen runter.
"Gestorben wird immer. ...st d... mich?"
Eine seidige Stimme in meinem Kopf, der Ton leicht verzerrt und stark verrauscht - der Empfang wird schlechter und droht abzureißen.
Die Erde droht zu bersten, ist aber zum Greifen nahe, ich kann mit den Fingerspitzen gerade so den sandigen Boden berühren. Um mich herum Feuer und Glut. Ich strecke mich noch ein letztes Mal nach dem Boden und kann schon mit den Fingernägeln am obersten Zentimeter der Erde kratzen.
"Gestorben wird im..."
Ich nehme wieder beide Hände an den Lenker, drehe das letzte Stück des Gashebels um, mein Handgelenk beginnt unter der Last zu knirschen. Ich merke, wie das Motorrad nochmal mit letzter Kraft beschleunigt, noch ein bisschen, damit ich zumindest einen Teil der Erde fest und sicher greifen kann.
Auf einmal merke ich, wie der Planet von einem Bruchteil eines Moments zum Nächsten abrupt zum Stillstand kommt. Meine Augen öffnen und weiten sich vor Staunen. Der Moment bleibt stehen, nichts bewegt sich mehr, alles und jeder ist für den Moment erstarrt und ich hänge gerade mal eine Nasenlänge vor dem Boden. Alles still.
Ein kurzer gleißender Lichtblitz, kalt, daraufhin wieder ein dumpfer Schlag, diesmal ohne Druckwelle.
Im Augenblick darauf schlage ich mit dem explodierenden Motorrad zwischen meinen Beinen brennend und ungebremst auf eine stillstehende, grüne Oase ein, die soeben noch heißglühende Sandasche war. Keine Spur mehr von der Straße, die mich gerade und senkrecht von den Wolken bis auf den Erdboden führte.
Man hört nur noch den Flügelschlag eines großen, schweren Vogels, der sich aus einem der Bäume in die Lüfte erheben will und allmählich breitet sich ein weit entfernter, rießiger Wasserfall im Hintergrund aus.
Ich bin total verschwitzt und mein Armkettchen hat auf meiner Backe einen pochenden Abdruck hinterlassen. Ich muss unbedingt unter die Dusche, sonst wache ich nie richtig auf.
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